Trekking & Spa im Nationalpark Los Nevados

Der Jakuzi im Páramo – 4 Tage Trekking zu den Thermalquellen auf 3.900m im Nationalpark Los Nevados in Kolumbien

Kolumbien: Karibik, Früchte, Kaffee. In der Zona Cafetera kann man nicht nur zu den Kaffeeplantagen reiten, sondern sich in den Nationalparks auch auf sehr abwechslungsreiche Trekkingtouren begeben. Das Besondere liegt hier im schnellen Landschaftswechsel: Du startest im feucht-warmen subtropischen Klima mit Palmen und üppig grünen Wäldern, steigst dann steil in den Nebelwäldern auf und endest im weiten und nebligen Páramo. Aus ihm ragen die hohen Gipfel und Vulkane der Cordillera Central. Und was gibt es Besseres als nach einem langen Tag sumpfiger Wiesen und leichten Nieselregens in einer warmen Quelle zu baden?


Das Infopaket zur Tour:

Trekking & Spa im Nationalpark Los Nevados-Infopaket
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Das Valle de Cocora ist eine der Hauptattraktionen in Salento, dem touristischen Hot-Spot dieser Gegend. Und dies völlig zu Recht. In diesem Tal stehen Wachspalmen, die bis zu 60m hoch werden können. Sie sind die höchsten Palmen der Erde und auch der Nationalbaum Kolumbiens.

Das Cocora-Tal ist der perfekte Start und Zielort für eine Erkundungsrunde des Nationalparks. Wir haben nach der Talquerung den südlichen Teil des Parks um den Vulkan Tolima (5.215m) erkundet, Ziel waren die Termales de Cañon. Diese Route ist noch ein Geheimtipp. Nur wenige Menschen nehmen zu Fuß und ohne Guide die lange Strecke durch die Weite des Páramo auf sich, inklusive dem Kontakt mit lokalen Hochlandbauern.

Tag 1: Tough Mudder für Anfänger

Mit dem ersten Jeep starten wir kurz nach 6:00 Uhr morgens an der Plaza in Salento. Eine halbe Stunde später sind wir schon am Eingang des Valle de Cocora wo unser Aufstieg beginnt. Der Weg schlängelt sich zunächst im Talboden am Bach entlang bis er dann später zur „Finca Acaime“ ansteigt. Dies ist ein wundervoller Ort zum Frühstücken, umzingelt von Dutzenden von neugierigen Kolibris schmeckt das hausgemachte Essen gleich doppelt so lecker.

Unser Pfad führt uns dann weiter durch den dichten grünen Nebelwald, stets im Auf und Ab, den Bach über waghalsige Brücken querend. Danach wird es wilder: wir steigen steil weitere 1000 Höhenmeter hinauf zum Páramo, der hier die Baumgrenze auf ca. 3.200m bildet.

Im Unterschied zu den Alpen wird auf diesen Wegen meist geritten und nicht gegangen. Der Pfad ist tief eingeschnitten und steil, in der Mitte des Steigs schmatzen unsere armen Stiefel im knöcheltiefen „Fango“ (Spanisch für Schlamm). Mit den Wanderstöcken zur Hilfe und oftmals im Spreizschritt kämpfen wir uns Meter für Meter nach oben, die dünne Luft tut ihr Übriges.

Plötzlich aber lichtet sich der Wald und wir stehen in den weiten Hügeln des „Páramo Romerales“. In dieser hügeligen Feuchtlandschaft zwischen 3.200m und 4.800m wachsen vor allem Härtgräser und die typischen „Frailejones“ (Rosettenstauden). Diese mächtigen Pflanzen begleiten uns von nun an stetig und wir staunen über die vielfältigen Formen, Zustände und Größen. Alles hier ist lebendig, dampft und wächst und duftet – angefangen bei den moosbewachsenen Steinen über weithin gelb leuchtende Blumen bis hin zu windgeplagten knorrigen Bäumchen.

Das Tagesziel, die Milchfarm „Finca Primavera“ auf 3.600m, ist nun nicht mehr weit und unser landschaftlich extrem abwechslungsreicher Wandertag neigt sich seinem Ende zu. Mittlerweile hat es zugezogen und auch leicht zu regnen begonnen, es ist kalt und feucht – ein ungewohntes Gefühl in Kolumbien.

Die Finca selbst ist sehr einfach gehalten: die sporadisch mit Pappmaché isolierten Wände bieten kaum Schutz vor der aufziehenden Kälte, Doppelstockbetten mit Pferdedecken dienen zur Nachruhe und das eiskalte Wasser lädt höchstens zur Katzenwäsche ein.

Aber als wir abends gemeinsam mit anderen Abenteurern in der kleinen Küche um einen Ofen geschart sitzen und ein einfaches aber gutes Mahl genießen, ist alle Anstrengung vergessen. Wir erhalten spannende Einblicke in das Leben auf den Hochfarmen. Wenig später tauschen wir die Decken gegen unsere warmen Schlafsäcke ein und schlafen den Schlaf der Gerechten in dieser langen Nacht.

Tag 2: Wo bitte geht´s zum Pool?

Nach dem Frühstück geht es entlang dem Weidegelände der Finca weiter. In der Hochebene fließen einige Bäche. Meist existiert dort nur eine Furt für die Pferde, aber keine Steinreihe über die man hüpfen oder ein Baumstamm über den man balancieren könnte.

Wir stapfen durch beeindruckend weite und feuchte Hochtäler, passieren die schimmernde Laguna El Encanto und stutzen. DA DURCH??? Ein Weidezaun spannt sich quer vor unserer Brust, kein Weg ist abseits der Weidefläche zu sehen und direkt vor uns: Aberdutzende von mächtigen Bullen. Die riesigen Tiere schälen sich wie mystische Kreaturen aus dem Nebel heraus, wir entdecken nach und nach immer mehr von ihnen. Wir müssen eine Entscheidung treffen.

Also, mitten durch! Argwöhnisch beobachten die Rinder jede Bewegung unsererseits. Dies beruht auf Gegenseitigkeit. Vorsichtig versuchen wir auf dem Pfad zu bleiben, nehmen aber den ein oder anderen Umweg in Kauf um die Tiere nicht auf Ideen zu bringen. Easypeasy, ganz ruhig, ich bin gleich weg… Nach einer Viertel Stunde Herzklopfen ist dann auch diese Hürde genommen.

Länger als gedacht windet sich der Pfad nochmals hinauf und führt durch zwei tief eingeschnittene Schluchten ehe wir den unglaublich friedvollen Platz von Gerardo bei den „Termales de Cañon de Tolima“ erreichen.

Gerardo lebt seit 35 Jahren dort in den Bergen auf 3.900m in seiner kleinen Hütte. Er hat zwei schöne Becken gebaut, die vom heißen Thermalwasser des Vulkans Tolima gespeist werden. Er versorgt uns müde und nasse Wanderer mit selbstgekochtem Pfefferminz-Zuckerrohr-Tee und heißt uns herzlich willkommen. Neben den Becken dürfen wir unser Zelt aufschlagen und seine Feuerstelle und Töpfe nutzen.

Die Sonne freut sich mit uns und das Wasser im Becken ist angenehm warm, sodass wir uns stundenlang einfach nur im Nassen tummeln.

Das Besondere hier in diesem Berg-Spa ist die absolute Natürlichkeit. Kein rauer Beton reißt an der Haut, kein Chlorgeruch drängt sich auf – alles ist naturbelassen: ein einfaches, grasbewachsenes, von Schwefelablagerungen gesäumtes Becken. Und nachts unter endlich sternenklarem Himmel ist das Bad gleich doppelt so toll.

Tag 3: Wandeln in den Wolken

Was gibt es Schöneres als den neuen Tag mit einer Arschbombe in den Thermalpool zu beginnen?

Leider haben wir mit dem Wetter kein Glück, es regnet ohne Unterlass. Der Niederschlag ist nicht wie meist in den Alpen mit Wind verbunden, sondern es nieselt und tröpfelt einfach ganz sanft herab. Die ohnehin schon matschigen Wege sind jetzt noch schwerer zu gehen – aber egal, wir sind noch aufgewärmt durch unsere Bäder und die gute Laune.

Gegen Ende des Rückwegs zur Farm sind unsere Schuhe nun endgültig nass und durchgeweicht. Die Sicht schränkt sich auf ca. 50-100m ein, wir stehen quasi in den Wolken. Es wird deutlich, dass man sich im Páramo auch prima verlaufen kann. Die Wege sind teils weitläufig verzweigt und es ist nicht immer leicht auszumachen, ob es sich nur um einen Kuhpfad oder um eine Wegkurve handelt. So haben wir einen kurzen Moment des Zweifels bis wir den richtigen Weg entlang der Weide zur Finca wiederfinden.

Tag 4: Die bessere Wahl

Die Leute auf der Finca raten uns zum Weg über „El Bosque“ – er sei trockener und besser als der Aufstiegsweg über Estrella de Aqua. Und sie haben Recht: der Weg gestaltet sich anfangs noch ein wenig feucht, ist aber bald trocken und gut zu gehen.

Mit jedem Meter, den wir an Höhe verlieren, wird es auch wieder wärmer und sonniger. Wir haben jetzt zum ersten Mal die Chance auf eine sonnige Rast auf trockenem Grasboden, die wir dann auch gerne nutzen um einen „Boccadillo“ zu verspeisen.

„Boccadillo“ ist eine feste Masse aus Guyaba-Mus mit Zucker und Fett, für den Talgebrauch völlig überzuckert und unbrauchbar – am Berg jedoch ein willkommener kalorienschwangerer Hochgenuss. Genereller Fütterungsintervall jenseits der 3.000m je nach Steigung: 2 – 2,5h.

Am Taleingang haben wir gleich Glück: es ist gerade ein Jeep voll geworden und will losfahren als wir ankommen. Und da die Maßeinheit „Jipero“ (so viel wie in einen Jeep reinpasst) flexibel ist und ein kolumbianischer Jeep niemals überladen sein kann, finden wir noch Platz auf der Ladefläche und sind bald wieder im sonnigen Salento.

Fazit

Eine wunderschöne Wanderung durch den Nationalpark Los Nevados zum Vulkan Tolima. Der erste Tag ist sehr anstrengend und 12-14 Stunden Schlaf nimmt sich der Körper dann schon für die Höhenanpassung. Die Wanderung durch den Páramo ist einzigartig und man gewinnt ein Gefühl für die Weite, die man aus den Alpen so kaum kennt. Auch wenn sich das Ziel schon im Blickfeld befindet, heißt das noch lange nicht, dass Du bald da bist.

Die Termales de Cañon sind ein zeitloser Ort voll natürlicher Schönheit. Aus dem Páramo heraus bieten sich normalerweise tolle Bergblicke, leider blieben uns diese wetterbedingt verwehrt. Der Auf- und Abstieg durch das Valle de Cocora und den grünen Urwald ist zwar steil und oft matschig, aber während der Verschnaufpausen kommst du aus dem Staunen nicht mehr heraus und das Ziel macht die Anstrengung aber mehr als wett.

Also: wenn Du ein echtes Abenteuer erleben und auf fast 4.000m in einer heißen Quelle baden möchtest, wenn die Weite und Stille des kolumbianischen Páramo Dich reizen, dann auf zu den Termales de Cañon de Tolima! Du wirst es nicht bereuen. Wenn Du noch höher hinaus möchtest, bietet sich die Besteigung des Vulkans Tolima in einer 3-5-tägigen Tour an. Dazu solltest Du jedoch entweder ein sehr erfahrener Bergsteiger sein oder Dir einen Guide nehmen.


Das Infopaket zur Tour:

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