Der Nasenfaktor: Stinkewäsche – adé!

Wer kennt ihn nicht: den fies-süßlich, abgestandenen Geruch von Funktionsshirts? Mich gruselts grad schon wieder beim Schreiben. Vorteil der Plastehemdchen ist, dass sie leicht sind, schnell trocknen und auch im nassen Zustand noch wärmen. Bis wir dann irgendwann auf Wolle umgestiegen sind. Adios Gerüche…

Thema Werbung: Uns wurden 2 T-Shirts von Kaipara dauerhaft zur Verfügung gestellt. Auf unsere Meinung hat das keinen Einfluss.

Unsere Nase ist ein super sensibles System, das evolutionär gesehen schon sehr alt ist. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort, dass man jemanden nicht riechen kann. Dazu kommt ja noch der Effekt, dass unsere Nase im Verlauf einer Trekkingtour immer feiner wird. Parfüm riechst Du plötzlich drei Meilen gegen den Wind und – zack, weißt Du: die Zivilisation ist nicht mehr weit.

Dort angekommen, will ich nicht müffeln. Auch nicht abends, wenn wir zu zweit im Zelt sitzen. Die Lösung ist bekannt: moderne Wolle aus tierischer Herkunft. Die bekannteste Outdoorwolle ist die der Merino-Schafe. Das Angebot von Merino-Produkten ist riesig, mittlerweile ist die Wolle sogar schon in der Casual-Mode angekommen. Aber hey, wenn Du jetzt glaubst “Merinowolle und alles ist super” bist Du leider falsch gewickelt.

Um unterwegs frisch zu bleiben ist die Wolle ein guter Helfer, aber der wahre Held unterwegs heißt Wasser. Zwar ist der Berg- oder Gletscherbach saukalt, aber es hilft nichts – Du musst da rein und Dein Merinoshirt manchmal mit. Sonst wird das nix mit dem gutem Zeltklima.

Wir empfehlen Dir, so oft es geht ins Wasser zu steigen und auch Dein Shirt darin auszuspülen. Entweder planst Du die Etappe so, dass Du am Nachmittag am Ziel ankommst – dann kannst Du gleich in den Bach hüpfen und Dich und Deine Kleider waschen, die Sonne wärmt Dich und trocknet die Sachen im Nu – oder Du machst unterwegs eine kurze Waschpause und hängst die Wäsche zum Trocknen an Deinen Rucksack.

Wie auch schon der Pfarrer Kneipp empfehlen wir täglich einen kalten Guss. Strafft ja auch das Bindegewebe und wenn Du Dich mal daran gewöhnt hast, ist das mit der Schnappatmung auch nicht mehr so wild. Und hey, sei froh, wenn Du Wasser im Überfluss hast. Es gibt auch Wanderstrecken, da ist Wasser ein knappes Gut und Du hast nur einen halben Liter für Deine Katzenwäsche. Also: 3 … 2 … 1 – Rein mit Dir!

Produkt-Gewissen

Merinowolle erlebt seit Jahren einen gigantischen Boom. Eine große Anzahl an Herstellern wie z.B. Icebreaker, super.natural, Ortovox, SmartWool, Kaipara, Woolpower, Rewoolution, Bergans, Dilling…bietet uns eine riesige Auswahl an Merinowäsche. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen und das ist ja an sich schon einmal eine feine Sache.

Wirtschaftlich betrachtet ist artgerechter Umgang mit Schafen teuer. Ein ungehöriges Maß an Tierquälerei ist leider gesellschaftlich anerkannt, verspricht es doch höheren Profit und günstigere Angebote für die Kunden. Addiere nun Schafhaltung und Bedienung des Massenmarkts mit Wolle und Du weißt: manchen geht es nicht besser als den Masthähnchen aus dem Discounter. Willst Du jetzt noch fiese Bilder, dann google nach “mulesing”.

Unsere Bitte ist daher: schau darauf woher die Wolle kommt und wie mit den Schafen umgegangen wird. Sei den Schafen dankbar, dass sie ihr Fell mit Dir teilen! Icebreaker gibt die einzigartige Herkunftsgarantie, andere Hersteller wie Kaipara verwenden nur zertifizierte Wolle für ihre Kleidungsstücke.

Überlege Dir auch wie viele Merino-Oberteile Du tatsächlich brauchst. Die Shirts sind so gut, dass Du auf einer Mehrtagestour eigentlich mit einem kurzen und einem langen Shirt auskommst. Du brauchst nicht drei Shirts oder mehr. Auch das trägt dazu bei, dass die Menge der Schafe in Neuseeland im nachhaltigen Gleichgewicht mit der Natur bleibt.

Materialwissen

Die Merinowolle ist unschlagbar was die Vermeidung von Gerüchen angeht. Das ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Allerdings ist sie im Vergleich zu Baumwolle etwas rauer, aber nicht kratzig. Im Vergleich zu Kunstfaser-Materialien ist die Wärmeleistung im nassen Zustand zwar etwas geringer, jedoch viel besser als bei Baumwolle.

Schnell bist Du vom Gedanken verführt “Ach, beim Bergsteigen ist mir eh warm, da nehm ich lieber das dünnere Shirt.” Falsch! Mit unseren Rucksäcken haben wir schon einige Shirts durchgewetzt und es ist ganz klar: Kaufe Dir keine dünnen Shirts, die fühlen sich zwar weich und geschmeidig an. Dünne Wolle hat jedoch gegen Deinen 10+ Kilo-Rucksack keine Chance. Ruck-zuck hast Du kleine Löchlein im Stoff.

Baumwolle hat die Eigenschaft, dass auch die dünnen Fäden sehr stabil sind. Schafswolle hat kürzere Fasern und daher braucht es dickere Fäden um die gleiche Zugfestigkeit zu erreichen. Für den Trekkingeinsatz ist daher unser Rat: Kaufe Dir nur Wolle, mit mindestens 200 g/m², diese hält den rauen Bedingungen unterwegs stand.

Tierische Wolle braucht auch etwas mehr Pflege als ihre vegane Baumwoll-Kollegin. Wichtigster Tipp für unterwegs: Nicht auswringen! Das Verdrehen bringt sehr viel Spannung auf die Fäden, so reißen sie leicht. Drücke Merinokleidung nur aus, dann behält sie auch besser die Form. Noch viel mehr weitere Tipps findest Du auf den Produktseiten von Kaipara.

Tipp für alle Südamerika-Trekker:

Weichspüler solltest Du für Deine Merinokleidung nicht verwenden. Denn der Weichspüler ummantelt die Wollfasern mit einer chemischen Schicht und beeinträchtigt so ihre natürlichen Eigenschaften. Wenn Du in Südamerika unterwegs bist und nach der Tour eine Wäscherei besuchst ist Dein Zauberwort:

“Por favor, no suavizante”

Produktwissen

Hinweis: Kaipara hat uns zwei Merino-Shirts zum Testen überlassen. Zuvor und parallel tragen wir auch unsere eigenen Icebreaker-Shirts. Im weiteren Verlauf stellen wir deshalb diese beiden Hersteller gegenüber. In unserer Einschätzung teilen wir unsere Meinung unabhängig von der Produktüberlassung.

Wir haben viele Shirts über den Verlauf von einem Jahr getestet und stellen Dir nun unsere Erfahrungen zusammen, damit Du das für Dich passend Shirt findest:

 Icebreaker Techlite Shirt (Herren)
Icebreaker Sprite SS Crewe (Damen)
Kaipara Regularfit 200(Herren)
Kaipara Regularfit 150 (Damen)
MarkstellungPionier für Outdoor-Bekleidung aus Merinowolle, seit 1995.Kleiner Hersteller aus Donauwörth, seit 2011.
Herkunft der WolleIcebreaker kennt seine Schäfer. Langfristige Bindungen zu Farmen ermöglichten, einen respektvollen Umgang mit den Schafen zu etablieren.Die Wolle kommt aus Neuseeland, die Schaffarmen sind nach Umweltschutz, ethischen, moralischen und sozialen Kriterien zertifiziert.
Damen-SchnittFigurbetontGerade
Herren-SchnittGeradeGerade
Gewichtsklasse: 150g/m²Sehr weich, recht stabil, da bei Tech Lite zusätzlich Nylon-Fasern als Gerüst eingewebt sind.mäßig stabil
Gewichtsklasse: 200g/m²(nicht getestet)Reine Wolle. Super robust und formstabil. Auch für schwere Rucksäcke geeignet.

Ulis Testsieger: Kaipara Regularfit 200

Uli hat sich in das blaue Shirt verliebt, es ist auf Tour immer dabei.

Ich habe mir das dickere Regularfit 200 Shirt von Kaipara aus 100% Merinowolle ausgesucht: Ich liebe dieses Shirt! Im Winter war es viel öfter im Fitness-Studio als in der Waschmaschine. Manchmal hatte der wirklich karibik-blau strahlende Stoff einen ähnlichen Salzgehalt wie das gleichnamige Meer. Aber es riecht nicht.

Im Sommer war es auf jeder Tour dabei. Bei kurzen Tagestouren und auf langen Treks mit schwerem Rucksack. Hinten am unteren Rückenteil haben sich nun durch die Rucksack-Reibung ein paar Knötchen gebildet, aber sonst ist es dem Gewebe nicht anzusehen, dass es sehr oft und auch im Dauereinsatz war. Die Farbe bleibt intensiv, da kann die Sonne scheinen wie sie will, bisher bleicht es nicht aus. Das dichtere Material schützt meine Haut auch gut vor Sonnenbrand.

Die Schnitt ist schlicht, die Verarbeitung gut, auch die Form hält sich. Ich ziehe mir oftmals den Ärmel heran, damit ich mir schnell ein paar Schweißtropfen aus den Augen tupfen kann. Der Bund am Hals oder die Ärmel leiern dadurch nicht aus.

Ich freue mich, dass ich mit den Kaipara-Shirts auch ein kleines Unternehmen in Donauwörth unterstützen kann, mit dem sich ein Mensch seinen Traum erfüllt und die Herstellung seiner Outdoor-Kleidung so regelt wie es für ihn richtig und nachhaltig ist. Darum ist jetzt schon klar: mein nächstes Shirt wird auch wieder ein Kaipara.

Christianes Testsieger: Icebreaker Sprite SS Crewe

Das figurbetonte Shirt ist Christianes Liebling für Tagestouren und beim Sporteln.

Ich habe eine Vorliebe für die superleichten 150g Shirts, und in dieser Gewichtsklasse schneidet vor allem formtechnisch das Mischgewebe besser ab. Daher fiel mein Dauertest auf die eher figurbetonten Icebreaker Ultralight Shirts, die mich bei normaler Beanspruchung (Tagestouren mit kleinem Rucksack, Fitness-Studio) völlig überzeugen.

Durch den kleinen Kunststoffanteil sind die leichten Icebreaker-Shirts robuster als Gewebe aus reiner Merinowolle. Sie fühlen sich auch etwas weicher auf der Haut an. Härtere Bedingungen sind aber nicht drin, siehe oben 😉

Aber da Uli schon fast das “I love my Kaipara”- Äquivalent zum NY Sticker auf der Stirn prangt, würde ich prinzipiell einem robusteren SlimFit 200 von Kaipara auf jeden Fall noch eine Chance geben. Schon allein deswegen, weil ich den komplett transparenten und auf Nachhaltigkeit und Tierschutz fokussierten Ansatz dieser kleinen Firma unterstützenswert finde.

NACHTRAG 21.12.2019:

Nach einem mehr als einjährigen Test bin ich nun auch im Team Kaipara heimisch. Das 150g Shirt aus purer Wolle ist mir sowohl im Alltag als 1. Kleidungsschicht als auch beim Sport und in den Bergen das liebste Teil. Selbst nach mehreren Tagen Dauertragen ist kein Müffelgeruch festzustellen. Ganz klare Kaufempfehlung, noch dazu mit gutem Gewissen.

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Der Nasenfaktor: Stinkewäsche – ade!

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5 Kommentare

Bernd 10. September 2019 - 10:14

Tja, da denken wohl viele, “Funktionswäsche” ist die Wäsche mit eingebauter Selbstwaschfunktion während des Tragens…. Ich teile da eher Euren Ansatz, unterwegs regelmäßig durchzuspülen, was zu meinem Wohlgefühl beitragen soll! Danke für den Hinweis auf kaipara – genau solche Hersteller, die aus eigener Überzeugung und mit eigener Erfahrung gute Produkte für das outdoor-Erleben entwickeln, sollten in der Szene breite Unterstützung finden! Wir wollen ja schützen, was wir lieben und nicht im Interesse toller Erlebnisse Tierquälerei oder Ausbeutung fördern. Liebe Grüße! Bernd

Antworten
Uli 18. September 2019 - 18:40

Hallo Bernd!
Danke für Deine Ergänzungen. Wir sind voll auf einer Linie unterwegs.
Dir noch viele schöne Bergabenteuer!
Grüße
Uli

Antworten
Jayesh 7. März 2019 - 22:23

Nicely written article. Nice tip about having a bath and washing clothes on the way 😝

Antworten
Elias 11. November 2018 - 21:58

Danke für den tollen Beitrag. Ich trage in den Bergen fast nur Merino Wolle und bin super zufrieden damit.

Könnt ihr euch in Sachen Gewissen noch etwas klarer ausdrücken. Gibt es Marken welche man mit guten Gewissen kaufe kann? und wenn ja welche sind das? Ihr schreibt «…Icebreaker gibt die einzigartige Herkunftsgarantie…» aber was bedeutet das?

Liebe Grüsse
Elias

Antworten
Uli 5. Dezember 2018 - 20:03

Hallo Lukas!
Die Herkunftsgarantie findest Du auf den offiziellen Icebreaker-Seiten genau beschrieben, ebenso gibt Kaipara offziell bekannt, dass sie nur zertifizierte Wolle verwenden. In beiden Fällen handelt es sich um Selbstverpflichtungen, also ohne gesetzliche Verbindlichkeit oder behördliche Kontrolle. Prüfen kann ich das als Verbraucher nur schwer, vielleicht wenn ich nach Neuseeland reise und mich vor Ort umschaue. Wir haben aber bisher noch nichts gehört, was uns an den Aussagen der Hersteller zweifeln lässt, daher haben wir diese Marken ausgewählt und haben dabei ein gutes Gewissen. Ich hoffe meine Einschätzung hilft Dir weiter.
Grüßl
Uli

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