Wie Du Deine Gehzeiten richtig einschätzen lernst

In unserem Artikel über Gehzeiten berechnen hast Du erfahren, wie sich Wanderzeit anhand von Höhenunterschied und Wegstrecke berechnen lassen. Wer will aber schon diese Berechnung immer selbst anstellen? Außerdem hat ja jeder auch sein eigenes Tempo. Gehzeit-Angaben finden sich überall, warum also diese nicht nutzen? Hier erfährst Du wie das geht.

Gehzeitberechnung vereinfacht

Verwende für Aufstiege in den Alpen nur die Höhenmeter pro Stunde inklusive aller kurzen Pausen. Teile die Höhenmeter durch die benötigte Zeit vom Tal zum Gipfel. Für die Wege in der Ebene verfahre genauso.

Das sind dann Deine zwei Faktoren, mit denen Du für Deine Route schnell deine Gehzeit überschlagen kannst.

Das Wichtigste ist, dass Du für Dich herausfindest, wie viele Höhenmeter Du beim Wandern pro Stunde erreichst. Notiere Dir einfach diesen Wert bei Deinen nächsten Wanderungen.

Der Trick: Ermittle Deine Korrekturfaktoren

Du beziehst Deine Tourbeschreibungen wahrscheinlich aus verschiedenen Quellen. Es gibt tolle Wanderbücher, reichhaltige Tourenportale und unzählige Wegweiser mit Zeitangaben unterwegs.

Jede Quelle hat ihre eigene Methode, die Gehzeiten zu bestimmen. Die Kunst ist nun, den Korrekturfaktor zu ermitteln. Das ist ganz einfach: Du wanderst die Tour, die Du Dir ausgesucht hast und vergleichst die Zeitangaben mit Deinen tatsächlichen Werten.

Sei bei der Planung nun aber immer defensiv und gehe von der größeren Zeitangabe aus. Lieber bist Du wieder zeitiger am Ziel, als dass Du unerwartet in die Dunkelheit gerätst.

Vermeide auch einen weiteren Stolperstein: Wende Deine ermittelten Zeiten nur für Touren mit ähnlichem Charakter und Schwierigkeit an. Eine Wanderung im Mittelgebirge fühlt sich anders an als ein Gipfelaufstieg in den Alpen. Vergleiche also nicht Äpfel mit Birnen.

Allerdings wirst Du einige Korrekturfaktoren brauchen, hier ein Überblick für Dich:

Tourenportale und Bücher

In den Portalen und Büchern findest Du meist alle Angaben von Höhenmeter, Strecke und die vorgeschlagene Gehzeit. Überschlage einfach mal die Gehzeit mit Deinen persönlichen Werten. Nimm für Deine Planung die größere Gehzeit an. Im Nachhinein vergleichst Du die echte Gehzeit mit den Planungswerten.

Höhen- und Streckenprofil einer Wanderung

Quelle: Bergverlag Rother

Meine Erfahrung ist, dass es für Wanderbücher eines Verlags und eines Autors einen relativ konstanten Korrekturfaktor gibt. Ähnlich verhält es sich mit Tourenportalen, wobei Du da beachten solltest, dass dort ggf. auch mehrere Autoren schreiben.

Eigene Wanderungen planen

Ich nutze dazu gerne die Tourplanungsportale mit eingebetteten interaktiven Karten. Der große Vorteil dabei ist, dass Höhenmeter, Strecke und meist auch ein Höhenprofil gleich mitgeliefert werden. Das erleichtert die Beurteilung des Abenteuers sehr.

Screenshot eine online Tourenplaners
Tourplanung für eine Wanderung zur Laguna Churup in Peru.

Screenshot des Tourenplaners von www.outdooractive.com

Wenn Du immer das gleiche Planungs-Portal nutzt, wird auch die Gehzeit immer ähnlich berechnet. So kann auch Dein Korrekturfaktor konstant ausfallen.

Wenn Du eine lange Runde planst, schau Dich auch gleich nach etwaigen Umkehrpunkten, Zwischen-Abstiegen oder alternativen Endpunkten um. So hast Du immer noch einen Trumpf in der Hand falls es doch länger dauert als erwartet.

Deine Partner

Ich finde es klasse, auch mal allein loszuziehen, aber oft habe ich liebe Leute um mich herum. Das wirkt sich natürlich auf die Zeiten aus –  zum einen weil jeder sein Tempo hat, zum anderen weil die Pausen einfach länger dauern. Denn gemeinsam vespert es sich einfach schöner.

Wenn Du öfter mit den gleichen Leuten wanderst, findest Du für Euch Euren Korrekturfaktor.

Die Wegweiser vor Ort

Die Wegtafeln zeigen den Wegcharakter und die benötigte Zeit zum Ziel an

Wenn Du im Urlaub eine neue Bergregion für Dich erkundest, kannst Du Dich auch einfach auf die Wegtafeln verlassen. Gleiches Spiel: Gehe eine Tour und plane mit den angegebenen Werten. Vergleiche danach und schon hast Du einen groben Anhaltspunkt für Dich gefunden. Mit jeder weiteren Wanderung verfeinert sich Dein Korrekturwert.

Achtung Stolperfalle: An Orten wo viel Tagesausflügler hinkommen (also in der Nähe von Seilbahnstationen oder Pass-Straßen) sind manchmal die Zeitangaben großzügiger angegeben, damit sich unerfahrene Gäste nicht überschätzen. Hier hilft Dir Dein persönlicher Höhenmeter/Stunde Wert um die Angaben zuverlässig zu bewerten.

Andere Gebirge und Klimazonen

Wenn Du in den Anden oder im Himalaya wandern möchtest, wirst Du nicht die gleiche Infrastruktur wie in den Alpen vorfinden. Das heißt, Du wirst keine Gehzeiten auf Wegweisern finden. Du wirst auch nicht immer eine genaue Karte von dem Gebiet haben.

In diesem Fall musst Du Dir ganz neue Erfahrungswerte aufbauen. Denn die Höhe, die Landschaftsformen und das Klima beeinflussen Deine Leistung sehr.

Wenn wir Trekking-Abenteuer in den Anden planen fragen wir uns bei den kommerziellen Touranbieter durch um eine grobe Idee der Etappen und der Gehzeiten zu erhalten. Wir suchen im Netz nach Beschreibungen, stöbern in den digitalen Karten. Wenn wir Glück haben treffen wir Rückkehrer des Treks im Hostel oder können Ortskundige befragen.

Bei Mehrtagestouren nutzen wir also die recherchierten Werte. Wir gehen davon aus, dass wir pro Tag acht Stunden wandern können. Bei Mehrtages-Wanderungen in den Anden hat man oft pro Tag einen Pass zu überwinden und campt im nächsten Tal. Sofern wir das Tagesziel nicht schon im Blick haben, schauen wir uns ab dem frühen Nachmittag schon einmal nach möglichen Campingplätzen um.

Fazit: Baue Dir eine Bibliothek auf

Egal was Du in den Bergen unternehmen willst – es lohnt sich für Dich, nach jedem Abenteuer zurückzuschauen und Deine Gehzeiten ins Verhältnis zu den Höhenmetern zu setzen.

So findest Du Deine Leistungswerte für die unterschiedlichen Touren, die Du unternimmst. Beachte dabei, dass Du Deine Werte immer nur auf Wanderungen mit ähnlichem Charakter anwendest.

CharakterAlleinzu Zweit
Leichte Wege500 hm/h500 hm/h 
Mittelschwere Wege400 hm/h400 hm/h 
⬤ Schwere Bergwege350 hm/h300 hm/h 
   

Je mehr Bergerfahrung Du so gesammelt hast, desto verlässlicher werden Deine Werte und desto mehr kannst Du Dich auf Deine eigenen Annahmen verlassen.

Beachte aber immer die goldene Regel: Plane defensiv!

Abgrenzung:

Dieser Artikel fokussiert sich auf die Gehzeiten. Zu einer umsichtigen Tourenplanung gehören noch weitere Faktoren. Wenn Du diese jetzt gleich kennenlernen willst, dann schau Dir die Artikelserie Sicher Bergwandern des DAV an.

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