Bergwetter: Gefahren erkennen und richtig handeln

Tief im Wald traf ich bei einer Winterwanderung eine Gruppe am Lagerfeuer. Wir kamen ins Gespräch: Es stellte sich heraus, dass sie auf Vereinsausflug waren und dieser Ausflug auch die einzige Vereinsaktivität überhaupt ist. Ihr Verein heißt “Nasse Socken”, diese holten sie sich nämlich bei dem ersten Ausflug dieser Art, denn es hatte damals tiefen Schnee. Dieses Schlechtwetter-Erlebnis war ausschlaggebend für die Vereinsgründung und diese nun traditionelle Wanderung. Unwetter muss nicht immer schlecht sein, eitel Sonnenschein hätte das nicht geschafft.

Schlechtes Wetter kann Dich auf Mehrtages-Touren immer erwischen. Gut vorbereitet ist das meist kein Problem. Aus unserem ersten Post über das Wetter hast Du nun eine Wettervorhersage in der Tasche. Jetzt haben wir für Dich eine Infografik Wettergefahren mit praktischen Hinweisen um das Risiko zu minimieren oder umgehen.

Es geht darum, dass Du nicht unvorbereitet in Situationen kommst und davon dann überwältigt wirst. Sei Dir möglicher Gefahren durch das Wetter bewusst und habe dafür Maßnahmen parat. Wenn’s dann mal brenzlig wird, weißt Du was zu tun ist:

Wolken oder Nebel

Sichteinschränkung am Gipfelgrat

Hängen die Wolken tief und verhüllen die oberen Lagen und Gipfel, dann ist die Aussicht bei der Gipfelrast natürlich mau. Aber durch eine eingeschränkte Sicht fällt Dir auch die Orientierung schwerer. Einerseits erkennst Du die Landschaftsformen nicht und kannst daher die nächste Scharte nicht anpeilen. Anderseits kann Dir der Nebel auch sehr leicht Deinen inneren Kompass verdrehen. Du meinst Du biegst nach Süden ab, obwohl Du dann eigentlich nach Norden marschierst.

Regen und Kälte

Regen stellt Dich vor neue Herausforderungen. Einerseits wirst Du nass und kühlst dadurch leichter aus. Andererseits wird der Untergrund rutschiger, allen voran die Wurzeln auf den Waldpfaden sind dann richtig glitschig. Bei Starkregen kann der Pfad auch zu einem Bächlein werden.

Kälte senkt die Leistungsfähigkeit, Du brauchst einfach für alles länger. Damit Du dann warm bleibst, benötigst Du auch mehr Nahrung. Kann Dich Dein Schlafsack nicht mehr richtig warm halten, ist es aus mit gutem Schlaf.

Gefrorener Regen kommt als Graupel, der ist an sich ganz nett, denn er macht Dich nicht nass. Werden die Hagelkörner allerdings größer, solltest Du in Deckung gehen. Vielleicht kauerst Du Dich in ein Felsvorsprung oder Du schützt Deinen Kopf mit dem Rucksack.

Sonne und Hitze

“Oh liebe Sonne schein für mich”, singe ich immer wieder gerne vor mich hin, gerade wenn es regnet. Allerdings ist die Bestrahlung in den Bergen hoch: Je höher Du steigst, desto mehr Schutz braucht Deine Haut. Denke also daran, Dich gut einzucremen und vergiss dabei Deine Lippen nicht.

Wir tragen gerne eine Mütze auf dem Kopf als Schutz vor einem Sonnenstich. Den merkst Du unterwegs oftmals gar nicht so sehr, das kann dann abends richtig unangenehm werden. Hitze laugt Dich aus, Du bist nicht so leistungsfähig. Du benötigst viel Flüssigkeit.

Wind

Er kann schon mal mächtig blasen und wer schon mal in Patagonien gewandert ist, der weiß wovon ich spreche. Normalerweise ist der Überraschungseffekt von Wind nicht so groß, denn meist kommt er nicht so urplötzlich und stark daher wie dort.

Falls Dein Weg über exponiertes Gelände führt, können starke Windboen oder Sturm echt heikel werden. Meist sorgt der Wind aber für kälteres Empfinden, kombiniert mit Regen und evtl. nasser Kleidung schnell auch zum Frieren: Das ist der Windchill-Effekt.

Schnee

Die Pfadspuren sind schon verdeckt.

Durch frischen Schnee stapfen ist wunderbar. Aber frischer Schnee macht die Welt zur Leinwand und den Pfad siehst Du plötzlich nicht mehr. Das erschwert Dir möglicherweise die Orientierung. Rutschige oder gar vereiste Stellen können dann je nach Ausgesetztheit auch ziemlich heikel werden. Ein halber Meter frischer Schnee versperrt Dir auch schnell einfach mal den Weg.

Gewitter

Im Sommer herrscht oft Gewitterneigung in den Alpen. Blitze töten, lass Dich von ihnen nicht erwischen. Häufig schlagen sie an Graten und Gipfel ein. Gewitter kündigen sich meist durch große Amboswolken an, sodass Du rechtzeitig absteigen und Dir Schutz suchen kannst.

Infografik: Wettergefahren

Grundsätzlich gilt: je höher Du steigst, desto größer sind die Einflüsse durchs Wetter auf deine Tour. Wir haben Dir für jedes Wetter die Gefahren und passenden Maßnahmen zusammengetragen. Mit dieser Matrix in der Hand hast Du den Überblick und immer einen “Plan B” in der Hinterhand.

Infografik zu Wettergefahren
Infografik zu Wettergefahren und Maßnahmen

Unsere Empfehlungen für Dich

Es gibt immer einen “Plan B”

Gerade bei langen Touren kann Dich eine Schlechtwetterfront immer erwischen: Was nun? Du könntest eine alternative Route wählen. Statt dem Höhenweg, wo der Wind unbarmherzig bläst, einen Weg unterhalb der Baumgrenze.

Warte den Regenguss am Morgen einfach ab und nutze eine Regenpause zur Mittagszeit bis zum nächsten Ort. So teilst Du Dir eine Etappe in zwei halbe Tage auf.

Es kann Dich aber auch eine Hitzewelle erwischen: Es ist furchtbar heiß und Du hast einen langen südseitigen Aufstieg vor Dir. Sei schneller als die Sonne und starte schon im Morgengrauen. Raste mittags irgendwo im Schatten und gehe den Rest in der Abenddämmerung.

Plane voraus

Passt Dein Zeit- und Tourenplan mit der Wettervorhersage zusammen? Ist ein Schönwetter-Fenster angesagt und Du willst einen hohen Übergang gehen? Vielleicht kannst Du etwas schneller unterwegs sein, damit Du es schaffst. Dann hast Du längere Tage. Oder Du wärst zu schnell dort, dann bummle oder lege an einem gemütlichen Ort, mit heißer Quelle oder Sauna, prophylaktisch ein Pausentag ein.

Unsere Einschätzung

Wir haben schon viele Wetter mitgemacht, aber einige eben auch nicht und das war gut so. Einmal sind wir auf der Hütte geblieben, obwohl es mich schon gejuckt hätte noch zur Biwakschachtel an der Scharte aufzusteigen. Die Wolken hingen tief, Regen lag in der Luft. Wir entschieden uns zu bleiben, keine Stunde später ging die Welt unter: Regen, Sturm, Hagel.

Ein gewisses Gespür für Wetter, Tour und Machbarkeiten ist notwendig, damit Du nicht blind in die Gefahr läufst. Das Wissen um das kommende Wetter ist in der Natur vorhanden: Blumen schließen ihre Blüten, Alpensalamander kommen heraus, Gämse steigen ab – wenn der Regen naht.

Auch wir sind Natur, können unsere Sinne schärfen und ein Gespür fürs Wetter entwickeln. Auf langen Touren studiere ich anfangs regelmäßig den Wetterbericht, beobachte das Wetter und überprüfe die Vorhersage. Mit der Zeit verlasse ich mich dann mehr auf das eigene Empfinden.


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Bergwetter

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2 Kommentare

Alois Igelspacher 26. April 2018 - 17:01

Mit der Info-Grafik habt ihr euch ja richtig viel Arbeit gemacht. Sieht super aus und ist sehr lehrreich. Ein großes Dankeschön!

Antworten
Uli 28. April 2018 - 14:10

Hallo Alois!

Es freut uns immer, wenn wir mitbekommen, dass unsere Inhalte unseren Lesern weiterhelfen – dafür sind wir ja auch angetreten.

Aber Du hast schon recht, da haben wir auch echt eine ganze Weile gebrütet, wie wir das komplexe Thema in einem Bild hinreichend darstellen können. Und wenn uns ein erfahrener Wanderer, wie Du einer bist, dafür lobst dann zählt das für uns doppelt.

Vielen Dank!
Uli

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