Du stehst unten im noch schattigen Tal, der Morgentau glitzert im Gras. Dein Gipfel reckt sein Haupt schon in die warmen Sonnenstrahlen. Du fragst Dich wie lange es wohl dauern wird bis Du die 1.000 Höhenmeter geschafft hast. Der nächste Wegweiser gibt Dir Auskunft, Du wirst in vier Stunden oben sein. Aber wie kommen diese Gehzeiten zustande?
Logo, wer hätte es auch anders gedacht: In Deutschland gibt es eine DIN-Norm für die Gehzeit-Berechnung. Aber warum gibt es diese Planungshilfen? Ganz einfach: Du willst eine Tour aussuchen, die Du genießen kannst. Der Genuss beinhaltet dann auch Sicherheit, denn Du willst vor Anbruch der Nacht wieder zu Hause sein.
Die Berechnung der Gehzeit
Tourenbeschreibungen enthalten meist viele Angaben. Sehr verbreitet ist die Angabe der Wegstrecke in Kilometern und die Angabe der Höhenmeter. Aber was ist denn das genau?
Was bedeuten Wegstrecke & Höhenmeter?
Die Wegstrecke ist die Distanz zwischen zwei Punkten auf der Erdoberfläche. Für die Gehzeitberechnung nimmt man an, dieser Weg sei komplett flach. Die Strecke ist meist in Kilometern angeben.
Höhenmeter ist die Höhendifferenz zwischen zwei Punkten. Für die Gehzeitberechnung wird der vertikale Abstand genutzt.
Wie wird die Gehzeit berechnet?
Die Gehzeit wird mittels der Höhenmeter im Aufstieg und im Abstieg sowie der Strecke berechnet. In einer Stunde kann der Durchschnitts-Wanderer Folgendes leisten:
Aufstieg | 400 hm |
Abstieg | 500 hm |
Strecke | 4 km |
So, und jetzt kommt die Mathematik ins Spiel: Die Gehzeit ermittelt sich aus der Horizontal- und Vertikalzeit wobei der jeweils kleinere Wert dem größeren zur Hälfte hinzugezählt wird.
Beispiel:
Tagestour auf einen Hausberg mit 1.000 hm im Aufstieg und im Abstieg. Die Wegstrecke beträgt 10 km.
Bedarf | Berechnung | Wert |
Vertikalzeit für Aufstieg | 1.000 hm : 400 hm/h | 2,5 Stunden |
Vertikalzeit für Abstieg | 1.000 hm : 500 hm/h | 2 Stunden |
Vertikalzeit gesamt | 4,5 Stunden | |
Horizontalzeit gesamt | 10 km : 4 km/h | 2,5 Stunden |
Gehzeit gesamt | 4,5 h + (2.5 h : 2) | 5,75 Stunden |
Pausen | 5,75 * 10 Minuten | 1 Stunde |
Zeit insgesamt | 6,75 Stunden |
Wie lange bin ich dann insgesamt unterwegs?
Die Gehzeit ist also die Zeit, die Du fürs Gehen benötigst. Es fehlen aber noch die Pausen:
Pause | 5-10 Minuten / Stunde |
Mit einem zusätzlichen Puffer von einer Stunde für unvorhergesehene Situationen bist Du dann auf der sicheren Seite.
Was kann meine Tour zeitlich noch beeinflussen?
Diese Gehzeiten beziehen sich auf angelegte Wanderwege in normalen alpinen (bis 3.000m) Höhen. Je höher Du unterwegs bist, desto mehr wird Deine Geschwindigkeit von Deiner Akklimatisierung beeinflusst.
Ebenfalls nicht unerheblich ist das Gewicht auf Deinem Rücken – mit schwerem Rucksack steigst Du einfach langsamer hoch.
Goldene Regel: Plane defensiv!
Daher gilt: plane defensiv und mute Dir nicht zu viel zu. Du willst die Tour ja genießen!
Erstelle Dir einen groben Tagesplan: Wann starte ich? Wann bin ich am Gipfel? Wie lang will ich in der Hütte einkehren? Wie lange dauert der Abstieg? Wann geht die Sonne unter oder fährt der letzte Zug nach Hause?
Ereignis | Zeitpunkt |
Start im Tal | 8:00 Uhr |
Ankunft am Gipfel | 12:00 Uhr |
Gipfelpause mit Hütteneinkehr | 13:30 Uhr |
Ankunft im Tal (ohne Puffer) | 17:00 Uhr |
Ankunft im Tal (mit Puffer) | 18:00 Uhr |
Sonnenuntergang | 18:23 Uhr ✓ |
Letzter Zug/Bus zurück | 19:45 Uhr✓ |
So ist recht schnell klar, ob alles passt und siehst unterwegs schnell ob Du noch im Zeitplan bist.
Die DAV-Bergwander-Card
Erfahrene Wanderer kennen ihr Pensum und können meist gut einschätzen wie die Tour sein wird. Einsteiger ohne Referenzwerte tun sich dabei schwerer. Der DAV hat für alle Wanderer eine gute Hilfe entwickelt, um sich selbst einzuschätzen:
Wir haben die Fragen für uns auch beantwortet und die ermittelten Werte decken sich mit unseren persönlichen Erfahrungen. Unsere Empfehlung ist daher: beantworte die Fragen auf der Bergwander-Card und nimm das Resultat als Ausgangsbasis für Deine Tour-Auswahl. So bist Du auf der sicheren Seite.
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1 Kommentar
Schöner Artikel, da habe ich tatsächlich wieder etwas neues gelernt und direkt mal bei Pinterest geteilt.
Liebe Grüße,
Jan (www.thehiketribe.com/)